Materialcheck: Bulk-Fill-Komposit

Ein Milchmolar muss zügig gefüllt werden? Die minimalinvasive Kavität hat ein Nadelöhr als Zugang? Eine tiefe Kavität soll ökonomisch versorgt werden? Wenn es schnell gehen muss oder die Kavität besondere Herausforderungen birgt, ist es gut, ein Bulk-Fill-Komposit in der Schublade zu haben. Das Handling der Bulk-Fill-Komposite macht das Leben leichter, aber halten die schnell gelegten Füllungen auch den Erwartungen stand? Die Antwort gibt der folgende Überblick.

Bulk-Fill-Komposite wurden entwickelt, um die aufwendige und fehleranfällige Schichttechnik konventioneller Komposite zu vereinfachen. Während herkömmliche Füllungsmaterialien in Inkrementen von 2 mm eingebracht werden müssen, erlauben Bulk-Fill-Komposite Schichtstärken von bis zu 4–5 mm in einem Arbeitsgang. Nach Expertenkonsens können Bulk-Fill-Komposite bis zu einer Tiefe von 4 mm mit Polymerisationsgeräten entsprechender Leistung sicher auspolymerisiert werden [1]. Bulk-Fill-Komposite können grob unterteilt werden in (niedrigviskose) fließfähige Bulk-Fill-Komposite, von denen manche eine okklusale Abdeckungsschicht benötigen, und (hochviskose) modellierbare Bulk-Fill-Komposite.

Vorteile

Bulk-Fill-Kompositem überzeugen durch:

  1. Zeitersparnis
    Der offensichtlichste Vorteil ist die um ca. 20% verkürzte Behandlungsdauer [2], da größere Schichten in einem Arbeitsgang appliziert werden können. Gerade größere Füllungen lassen sich somit wirtschaftlicher legen.
  2. Fehlerminimierung
    Weniger Schichten bedeuten auch ein geringeres Risiko für Kontaminationen, Inhomogenitäten und Lufteinschlüsse. Fließfähige Bulk-Fill-Komposite sind im Handling zudem sehr unkompliziert. Sie können bei minimalinvasiven Restaurationen mit kleinen okklusalen Zugängen zuverlässig eingebracht werden. In der Tiefe größerer Kavitäten passt sich das Material selbstständig an.

Indikationen

Bulk-Fill-Komposite eignen sich besonders für:

  • Klasse-I- und Klasse-II-Kavitäten
    im Seitenzahnbereich
  • Tiefe Kavitäten,
    bei denen die konventionelle Schichttechnik aufwendig wäre
  • Milchmolaren
    sowie minimalinvasive Primärläsionen bei Jugendlichen und Erwachsenen
  • Kinder- und Angstpatienten,
    die nur begrenzt kooperationsfähig sind und daher von einer kurzen Behandlungsdauer profitieren
  • Als Amalgamalternative:
    Die Anwendung von Dentalamalgam ist in der Europäischen Union seit Jahresbeginn aus Umwelterwägungen verboten. Füllungen mit Bulk-Fill-Kompositen werden von der Gesetzlichen Krankenkasse im Frontzahnbereich übernommen, ebenso im Seitenzahnbereich, wenn die Versorgung mit selbstadhäsiven Materialien z.B. aufgrund von Ausdehnung und Lage nicht möglich ist.

Für den Frontzahnbereich sind Bulk-Fill-Komposite im Allgemeinen aufgrund ihrer hohen Transluzenz nur eingeschränkt indiziert.

Studienlage: Was sagt die Evidenz?

In jüngerer Zeit sind zahlreiche Übersichtsstudien, aber auch Originalstudien zu Bulk-Fill-Kompositen erschienen – hier eine Auswahl zu verschiedenen Aspekten:

Klinische Performance

Neuere Reviews zeigen, dass Bulk-Fill-Komposite klinisch erfolgreich sind und im Vergleich mit konventionellen Kompositen ähnlich gut abschneiden [3-5]. So untersuchten z.B. Sengupta et al. im Jahr 2023 die klinische Perfomance von Bulk-Fill-Kompositen und klassischen Kompositen in Klasse-I- und Klasse-II-Kavitäten hinsichtlich der Aspekte: Erfolg oder Misserfolg, Retention, Sekundärkaries, Randverfärbung, Randadaptation, Randintegrität, postoperative Sensibilität, Form und Farbe, Oberflächentextur.

Sie kamen zum Ergebnis, dass Restaurationen mit Bulk-Fill-Kompositen ähnliche klinische Ergebnisse erbrachten wie Kompositfüllungen, bei einem Nachbeobachtungszeitraum von 6 Monaten bis zu 10 Jahren [3]. Hauptversagensgründe waren Frakturen (zumeist bei Patienten mit Bruxismus) und Sekundärkaries. Die jährlichen Misserfolgsraten für Bulk-Fill-Kompositen im Seitenzahnbereich bewegen sich zwischen 0 % und 3 % [6].

Fließfähige Bulk-Fill-Komposite

Parra Gatica et al. untersuchten in einem Review von 2023 die Eignung fließfähiger Bulk-Fill-Komposite für Versorgungen im Seitenzahnbereich und kamen zu dem Schluss, dass heutige fließfähige Materialien einen guten Standard bieten. “In Bezug auf Degree of Conversion, Biegefestigkeit und Polymerisation sowie Schrumpfungsspannung erfüllen sie die notwendigen Anforderungen, um für die Bulk-Fill-Restaurationstechniken im Seitenzahnbereich indiziert zu sein“ [7].

Randqualität und Verschleißfestigkeit

Hofmann et al. verglichen in ihrer In-vitro-Studie (2025) die Randqualität und den Verschleiß von Bulk-Fill-Kompositen und konventionell geschichteten Kompositen bei Klasse-II-Versorgungen in erster und zweiter Dentition. Sie stellten fest, dass die untersuchten Bulk-Fill-Komposite zufriedenstellende Ergebnisse für beide Dentitionen zeigten, mit einer Überlegenheit der hochviskosen Materialien bei der Randqualität. Hinsichtlich der Verschleißfestigkeit wurden keine Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden [8].

Pädiatrische Zahnmedizin

Die Europäische Fachgesellschaft für Kinderzahnmedizin (EAPD) empfiehlt auf Basis eines Reviews von Amend et al. Bulk-Fill-Komposite oder Hybridkomposite in der Füllungstherapie bei Kindern [9].
Insgesamt ist die Studienlage positiv zu bewerten – Langzeitstudien stehen aber noch aus.

Fazit

Bulk-Fill-Komposite bieten eine praxisnahe und effiziente Option in der direkten Füllungstherapie – insbesondere im Seitenzahnbereich. Ihre Stärken liegen in der Zeitersparnis, der Anwendungssicherheit und den guten polymerisationstechnischen Eigenschaften. Bei korrekter Indikationsstellung und Anwendung können Bulk-Fill-Komposite eine wertvolle Ergänzung zum restaurativen Materialspektrum darstellen. Entscheidend bleibt – wie so oft – die kritische Einschätzung des Einzelfalls durch die Behandlerin oder den Behandler.