Die Zahnmedizin wird zunehmend weiblicher

Während sich ein hoher Anteil der männlichen Zahnmediziner dem Renteneintritt nähert, kommen wesentlich mehr Zahnärztinnen als Zahnärzte aus den Universitäten nach, treten in die aktive Berufsphase ein und gestalten diese mit. Demnächst werden also Patientinnen und Patienten vornehmlich von Zahnärztinnen behandelt.

Momentan praktizieren noch etwas mehr Zahnärzte als Zahnärztinnen. Das Statistische Jahrbuch der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) weist für 2021 in der ambulanten Behandlung 38.165 Zahnärzte und 34.518 Zahnärztinnen aus. Der höhere Männeranteil resultiert v. a. aus einer starken zahlenmäßigen Dominanz männlicher Zahnärzte in den geburtenstarken Jahrgängen. Diese sind 2021 im Altersspektrum von 55 bis 65 Jahren angesiedelt, wie im Jahrbuch der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) 2022 ersichtlich ist; starke Jahrgänge liegen bei den Frauen in der Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen (KZBV für 2021). Das Durchschnittsalter der Zahnärzte liegt demnach bei 53,2 Jahren, das der Zahnärztinnen bei 47,4 Jahren.

Mehrheitlich Zahnärztinnen rücken ins System nach: Laut Statistik der Bundeszahnärztekammer lag der Anteil der Studienanfängerinnen 2021 bei 71,7%. Beinahe drei Viertel der neuen Zahnmedizinstudierenden waren also weiblich. Im gleichen Jahr betrug der Frauenanteil der Absolventen mit Staatsexamen 69%, bei den Promotionen waren es 65,7 %. Nach einer Prognose des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) werden bei 2.100 Approbationen/Jahr im Jahr 2030 42.462 Frauen und 27.984 Männer behandelnd tätig sein.

Interessant ist nun, dass der Trend im Praxispersonal entgegengesetzt verläuft: In ein weiblich dominiertes Berufsfeld ziehen Männer ein. So stieg der Anteil männlicher Auszubildender zum ZFA von 120 im Jahr 2008 kontinuierlich auf 750 im Jahr 2019 (Zahlen ebenfalls BZÄK).

Diese Entwicklung schlägt sich auch in den Existenzgründungen nieder. Eine von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) durchgeführte Studie auf Basis von 400 Existenzgründungen ergab für 2021 erstmals deutlich mehr Gründungen durch Frauen (56 %) als durch Männer. In der Analyse zeigte sich ein geschlechterspezifisches Verhalten: Männer bezahlten 38 % mehr für die Übernahme einer Praxis – sie kaufen also verstärkt im hochpreisigen Segment; bei den weiteren Investitionen in die eigene Dentalpraxis gibt es aber kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Frauen gründen später: Ein weiterer geschlechterspezifischer Unterschied besteht darin, dass Frauen sich später in eigener Praxis niederlassen als Männer: sie sind dann im Durchschnitt 37,7 Jahre alt, ihre Kollegen 2 Jahre jünger. Dies könnte eventuell an der Familienplanung liegen: Frauen gründen wohl eher nach den ersten Jahren mit Kind/Kindern.

Was wird sich mit einem höheren Frauenanteil in der Zahnmedizin ändern? Befristete Anstellungen, Teil- und Leih- oder Teamarbeit nehmen gegenwärtig nach BZÄK-Statistik zu, was wohl der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschuldet ist. Dieser Trend könnte sich mit einem höheren Anteil junger Frauen weiter fortsetzen. Die derzeitig männlich dominierte Standespolitik könnte stärker mit Frauen besetzt werden. Standespolitisches Engagement zeigen Zahnärztinnen bereits im Verband Dentista. Von der Versorgung wird der Weg für Zahnärztinnen sicherlich auch vermehrt in die Lehrstühle der Universitäten und in die Forschung gehen.

Quellen:

KZBV: Jahrbuch 2022. Statistische Basisdaten zur vertragszahnärztlichen Versorgungen Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung. https://www.kzbv.de/; BZÄK: Schwarz auf Weiß Statistisches Jahrbuch 21/22. 2022; ApoBank: Existenzgründungsanalyse Zahnärztinnen und Zahnärzte 2021; newsroom.apobank.de