DGZ-Jahreskongress: Was gibt es Neues aus der Zahnerhaltung?

Ästhetik (fast) ohne Kronen

Der Jahreskongress der DGZ vom 22.-24. September in Würzburg war übertitelt mit „Ästhetik ohne Kronen“. Doch gibt es überhaupt eine objektivierbare Ästhetik des Gebisses, die in der restaurativen Therapie bei Patientinnen und Patienten umsetzbar ist?

Nach den Erkenntnissen von Prof. Dr. Cornelia Frese (Heidelberg) sind zumindest einige Parameter für ein schönes Lächeln quantifizierbar. Basierend auf der gegenwärtigen Evidenz entwarf Prof. Frese 2019 einen Ästhetik-Index, der drei extraorale und sieben intraorale Kriterien umfasst: den Dental Esthetic Screening Index, kurz DESI. Ob dieser mittels Punktesystem gemessene Score mit dem subjektiven Empfinden bezüglich der Ästhetik von Zähnen übereinkommt, überprüften Frese und Arbeitsgruppe anschließend mittels eines validierten Fragebogens zur zahnästhetikbezogenen Lebensqualität und kamen zu einem positiven Ergebnis. Der Score findet Verwendung in der Lehre der restaurativen Zahnheilkunde in Heidelberg und trage dazu bei, so Prof. Frese, ästhetisch gut akzeptierte Behandlungsergebnisse zu erreichen.

Intraoral wichtig:

  • Symmetrischer Verlauf der marginalen Gingiva
  • Lage der Interdentalpapillen im Interdentalraum (ausgefüllt)
  • Kontinuität des Zahnbogens – möglichst ohne Lücken oder Engstände
  • Verhältnis der Zahnachsen der OK-Frontzähne zueinander (parallel)
  • Lage der Kontaktpunkte (distal ansteigend)
  • Harmonie der Zahnfarbe und Farbe der Restauration(en)
  • Längen- und Breiten-Verhältnis der mittleren Inzisivi

Extraoral entscheiden Lachlinie, Lippenlinie und faziale/dentale Mittelinie über die ästhetische Wirkung.

 

Nachzulesen bei: Frese C, Leciejewski F, Specht R, Wohlrab T, Büsch C, Boemicke W, Probst K, Katsikogianni E, Wolff D. The Dental Esthetic Screening Index – a new tool for assessment in restorative dentistry. J Esthet Restor Dent 2019. Nov;31(6):772-582.

Absage an Trend der minimalinvasiven Endodontie

Prof. Dr. Kerstin Bitter, Charité Berlin, nahm Trends in der Endodontie unter die Lupe. Kritisch zeigte sich die Referentin hinsichtlich der minimalinvasiven Endodontie mit sehr kleinen Zugangskavitäten. Ein kürzlich veröffentlichter Übersichtsbeitrag vergleicht minimalinvasives Vorgehen mit traditionellem und kommt zum Ergebnis, dass bei sehr kleiner Zugangskavität große Bereiche der Kanalwände unbearbeitet bleiben könnten und die Technik zudem viele Schwierigkeiten mit sich bringt: Hohe Anforderungen an Ausrüstung und Behandler, auch das Füllen wird erschwert und Blasen in der Füllung kommen häufiger vor. Zudem erscheint es zweifelhaft, ob das Ziel einer besseren Frakturresistenz auf diesem Weg überhaupt erreicht wird. In-vitro-Daten zeigen keine klare Tendenz für eine höhere Belastbarkeit und ein positiver Effekt auf den langfristigen Behandlungserfolg erscheine fraglich, so die Referentin. Allerdings bedürfe es weiterer Forschung, um die Fragestellung abschließend zu beantworten.

Die Übersichtsarbeit: Silva EJNL, De-Deus G, Souza EM, Belladonna FG, Cavalcante DM, Simões-Carvalho M, Versiani MA. Present status and future directions - Minimal endodontic access cavities. Int Endod J. 2022 May;55 Suppl 3:531-587. doi: 10.1111/iej.13696. Epub 2022 Feb 20. PMID: 35100441.

Direkte oder indirekte Restaurationen im Erosionsgebiss?

Was besser bzw. langlebiger ist, lässt sich noch nicht sagen. Daher ist nun eine Studie an der Universität Zürich im Gange, die diese Fragestellung untersucht. Die Professoren Thomas Attin und Alexis Ioannidis, beide aus der Zahnerhaltung der Uniklinik Zürich, stellten auf dem DGZ-Kongress direkte und indirekte Vorgehensweisen im Erosions- und Abrasionsgebiss vor. Sie verdeutlichten, dass beides gut funktioniert und sogar die indirekte Vorgehensweise minimalinvasiv erfolgen kann. Denn Prof. Ioannidis kommt mit sehr geringen Schichtstärken monolithischer Lithiumdisilikat-Restaurationen aus, sodass die Präparation der Zähne entsprechend substanzschonend ausfällt.

Studie in Arbeit: Ioannidis A, Attin T, Benic Gl, Tauböck T, Wegehaupt F: Randomized controlled within-subject comparison of direct composite versus pressed lithium disilicate occlusal restorations in the posterior jaw regions.

Mehr über den Kongress unter: dgz-kongress.de