Nachhaltigkeit in der Zahnheilkunde (2):
6 Denkanstöße zum Müllmanagement
Im Laufe eines Behandlungstages fällt eine Menge Müll an – aus den Behandlungsräumen, dem Teambereich, der Rezeption. Ganz unterschiedliche Abfälle sammeln sich da: kontaminierte Einweginstrumente, Wattebäusche, Plastikhandschuhe, aber auch Essensreste aus der Pause und Verpackungsmüll. Vieles ist Gewohnheit und Routine. Dennoch lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob es nicht Optimierungsmöglichkeiten gibt. Im Folgenden finden Sie ein paar alltagstaugliche Ansätze und Möglichkeiten, wie sich der Müll vielleicht auch in Ihrer Praxis ein wenig reduzieren lässt.
1. Gezielt(er) einkaufen
Bei der Entsorgung von Müll in der Müllverbrennungsanlage werden Treibhausgase und weitere Schadstoffe freigesetzt, die Atemluft, Gewässer und Böden belasten. Dabei sollte man bedenken, dass 90% der Umwelteinwirkungen durch die meisten Produkte bereits bei Herstellung und über die Lieferkette entstehen. Die Schlussfolgerung: Vielleicht ist es möglich, schon beim Einkauf gezielter vorzugehen und nur Notwendiges zu bestellen.
2. Einkauf: Intelligent wirtschaften
Intelligent zu wirtschaften bedeutet: Wo möglich Materialbestellungen bündeln, in größeren Gebinden einkaufen und die Lagerbestände stets im Auge behalten. Dies hilft der Umwelt und dem Geldbeutel, denn so können Verpackungsmüll eingespart, Lieferwege optimiert und eine Überschreitung des Verfallsdatums bei Materialien vermieden werden. Umweltsiegel können bei der Auswahl von Produkten hilfreich sein. Das staatliche Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ zeichnet z.B. ökologisch vorteilhafte Mehrwegsystemanbieter aus, etwa für Papier (auch Toilettenpapier und Küchenrollen), Waschmittel, Büroausstattung etc.
3. Plastikmüll reduzieren
Plastik stellt bekanntermaßen ein Problem für die Umwelt dar, da es über lange Zeit nicht abgebaut wird und sich im Boden und in Gewässern anreichern kann. Auch bei korrekter Entsorgung belasten Kunststoffe die Umwelt, da der Großteil in die Müllverbrennung geht. Auch von den Plastikverpackungen, die über den gelben Sack/ die gelbe Tonne entsorgt werden, wird nur ca. die Hälfte recycelt.
Wo es sinnvoll ist, können Mehrwegverpackungen hilfreich sein oder wiederverwendbare Produkte den Einmalprodukten vorgezogen werden.
Beispiel Ausspülbecher: Wiederverwendbare Becher aus stabilem Kunststoff zum Ausspülen nach der Behandlung sind eine gute Alternative zu den üblichen Plastik-Wegwerfbechern. Die wiederverwendbaren Becher können in der Spülmaschine bei höchster Temperatur gereinigt werden (sicherheitshalber macht bei „blutigen“ Eingriffen ein Einmalbecher mehr Sinn). Dieses Vorgehen wird i.d.R. bei Praxisbegehungen akzeptiert. Papierbecher sind keine so gute Alternative wie oftmals angenommen, da sie i.d.R. innen mit einer dünnen Kunststoffschicht überbezogen sind (Verbundmaterial). Die Pappe alleine wäre recyclingfähig, der gesamte Becher ist es nicht - er geht in die Müllverbrennung.
4. Papier: Digital statt Ausdruck
Papier trägt relativ stark zur globalen Erwärmung bei; mehr als 7% der Treibhausgasemissionen stammen aus der Papierproduktion. Hier kann die fortschreitende Digitalisierung helfen, weitgehend papierlos zu arbeiten. Wenn Papier genutzt wird, dann möglichst sparsam: Beispielsweise beidseitig bedrucken, Fehldrucke als Notizpapier nutzen, Recycling-Papier kaufen und Altpapier ins Recycling geben.
5. Klinische und nicht-klinische Abfälle trennen
Falsche Trennung führt dazu, dass nicht-klinische Abfälle mit klinischen Abfällen entsorgt werden, was für die Praxis auch höhere Kosten für die Entsorgung verursacht. Besser: Nicht kontaminierten Müll dem Recycling zuführen.
Kontaminierte Abfälle in der Zahnarztpraxis hingegen dürfen keinesfalls ins Recycling gelangen, sondern müssen bekanntermaßen in die Müllverbrennung gegeben werden.
Selbstverständlich müssen die gesetzlichen Regelungen zur Müllentsorgung beachtet werden sowie weitere Bestimmungen des Infektionsschutz-, Arbeitsschutz-, Chemikalien- und Gefahrgutrechts. Auch beim Thema Müll ist die Zahnarztpraxis ein sehr komplexes Gebilde.
6. Nicht-kontaminierter Müll ins Recycling
Nicht-kontaminierter Praxismüll kann über gesonderte Abfallbehälter für Altpapier, Altglas, Kunststoffabfälle/Metall, eventuell Bioabfälle und Restmüll getrennt werden. Für das Sammeln von Medikamenten und Batterien sind sicherlich kleinere Behältnisse ausreichend. Abfallbehälter für die Mülltrennung sollten für Team und Behandler in allen Räumen zugänglich sein, in denen dies sinnvoll erscheint, eventuell auch im Wartebereich für Patienten.
Kunststoffverpackungen, Metallverpackungen, Verbundstoffe, Getränkeverpackungen ohne Pfand gehören in den gelben Sack bzw. die gelbe Tonne. In die Wertstofftonne, die in einigen Regionen bereits eingeführt ist, dürfen darüber hinaus auch kleine Gegenstände aus Kunststoff und Metall. Ebenfalls ein Fall für den gelben Sack oder die gelbe Tonne sind biologisch abbaubare Kunststoffe wie auch Verpackungen aus Naturmaterialien.
In Zweifelsfällen der Mülltrennung/korrekten Entsorgung bei den lokalen Abfallwirtschaftsbetrieben anfragen!
„Grüne Checkliste“ für das Müllmanagement
- Welche Produkte könnten in der Praxis eingespart werden?
- Achtet die Praxis auf große Verpackungseinheiten und Sammelbestellungen?
- Werden Produkte mit Umweltsiegel bevorzugt eingekauft?
- Kaufen Sie bevorzugt wiederverwendbare statt Single Use-Produkte, z.B. wiederverwendbare Sterilisierbehälter („Container“)?
- Achten Sie beim Einkauf auf die Art der Verpackung?
- Wären wiederverwendbare Spülbecher aus hochwertigem Kunststoff eine gute Alternative für Ihre Praxis statt der üblichen Wegwerfbecher?
- Kann im Büro Papier eingespart werden?
- Wird Recycling-Papier verwendet?
- Trennen Sie kontaminierten von nicht-kontaminiertem Müll?
- Wird Altglas im Container entsorgt?
- Papier, Pappe und Kartons in der blauen Tonne?
- Verpackungen, Verbundmaterialien, Getränkekartons, Metalle im gelben Sack oder der gelben Tonne (bzw. der Wertstofftonne)? Auch leere Desinfektionsmittel-Gebinde dürfen hinein.
Quellen: Bundesumweltamt, Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA), Deutscher Arbeitskreis für Hygiene in der Zahnmedizin (DAHZ), Ökoinstitut, Freiburg, The Centre for Sustainable Healthcare, Oxford/UK, Zahnärztekammer Baden-Württemberg